Solidarität in der Altersvorsorge ist nicht nur gerecht, sondern auch kostensenkend. In diese Richtung dachte bereits der Basler Mathematiker Bernoulli im 17. Jahrhundert

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Blog Daniel Lampart

Die Sozialversicherungen nützen nicht nur den sozial Schwächeren, sondern allen. Dazu beigetragen hat unter anderem der Basler Mathematiker Jakob Bernoulli mit dem «Gesetz der grossen Zahlen».

Die meisten Menschen hoffen, möglichst lange gesund zu leben. Doch das schafft schliesslich nur ein Teil von ihnen. Dem Durchschnittsmenschen bleibt nur die durchschnittliche Lebenserwartung. Diese schwankt zwar leicht von Jahr zu Jahr, je nach Wetter oder Verbreitung von ansteckenden Krankheiten. Doch über ein paar Jahre hinweg entwickelt sie sich stabil. Vor allem wenn man die Lebenserwartung aller Menschen in der Schweiz vergleicht. Das ist «das Gesetz der grossen Zahlen». Wenn es viele Beobachtungen gibt, heben sich Zufälle und Extrementwicklungen gegenseitig auf bzw. sie gehen in der Masse unter.

Das können sich die Altersvorsorge oder andere Sozialversicherungen zunutze machen. Wenn jede und jeder alleine für das Alter vorsorgen muss, müssen wir schauen, dass das Geld unter allen Umständen zum Leben reicht – auch dann, wenn wir unwahrscheinlicherweise über 100 Jahre alt werden. Das führt dazu, dass wir viel zu viele Reserven anlegen. Denn die wenigsten leben mehr als 100 Jahre.

Wenn hingegen alle in der gleichen Altersvorsorge versichert sind, spielt das kaum eine Rolle. Zwar gab es im Jahr 2019 1646 Hundertjährige in der Schweiz. Doch die meisten Schweizerinnen und Schweizer sterben früher. Die Lebenserwartung bei Geburt wird momentan auf 85.6 (Männer) bzw. 81.9 Jahre (Frauen) geschätzt. 65-jährige Frauen leben 22.7 Jahre, die Männer noch 20 Jahre. Die Altersvorsorge für alle Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz muss daher so eingerichtet sein, dass sie die Renten für diese statistischen Lebenswartungen zahlen kann und nicht die Renten bis alle 100 Jahre oder noch älter werden. Die Einwohnerinnen und Einwohner müssen viel weniger für das Alter sparen. Sie haben mehr Geld zum Leben.

Wenn man will, kann man sogar fast auf Reserven verzichten. Indem die Renten wie bei der AHV aus den laufenden AHV-Beiträgen finanziert werden. Die AHV hat nur eine Jahresausgabe als Reserve – um Konjunkturschwankungen und Schwankungen bei den Geldflüssen zu überbrücken.

Einige Banken und Versicherungen machen hingegen Druck für eine stärkere Individualisierung der Altersvorsorge. Sie fordern weniger Leistungen bei der AHV und gleichzeitig grösser Steuerfreibeträge bei der 3. Säule. Aus ihrer Sicht ist das nachvollziehbar. Sie verdienen Geld, wenn die Leute bei Ihnen Vorsorgeguthaben anhäufen und anlegen. Doch gesamtwirtschaftlich ist das nicht nur unsozial, sondern auch teuer.

Responsable à l'USS

Gabriela Medici

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